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8.3 Annäherung an einen Kriterienrahmen zur Beurteilung von Kulturvermittlung

Die in Text 8.2 beschriebenen Kritiken berücksichtigend, wäre zwischen einem auf betriebliche Strukturen zielenden Qualitätsmanagement einerseits und einer öffentlich geführten Debatte über Kriterien zur Beurteilung von Kulturvermittlung andererseits zu unterscheiden. Während man sich mit guten Argumenten für oder gegen die Einführung von ersterem aussprechen kann, erscheint letztere aufgrund der wachsenden Bedeutung des Arbeitsfeldes unvermeidlich. Je wichtiger es für die verschiedenen Akteur_innen der Kulturvermittlung wird, sich zu positionieren und das eigene Handeln zu begründen, desto mehr drängt sich die Frage auf, was gute Kulturvermittlung jeweils sei. Bewertet wird also von allen Beteiligten und fortwährend – aber nur wer begründete Kriterien hat, kann diese transparent machen, zur Diskussion stellen und auf dieser Basis Mitbestimmung einfordern.

In den folgenden Texten wird daher ein Versuch unternommen, ausschnitthaft und ohne Anspruch auf allgemeine Gültigkeit einige Leitsätze für die Bewertung von Kulturvermittlung mit ihren affirmativen, reproduktiven, dekonstruktiven oder transformativen  Funktionen für die Kulturinstitutionen zu skizzieren. Kriterien für die reformative Funktion wurden nicht en détail formuliert, da diese Funktion nur darin besteht, dass eine Institution die Erfahrungen aus der Vermittlung für eine Verbesserung ihrer bereits bestehenden Praxis einsetzt. Als  Qualitätsmodell werden in Anlehnung an Constanze Wimmer (Wimmer 2010) die Dimensionen Struktur, Prozess und Ergebnis aufgegriffen. Zusätzlich werden jeweils noch die Perspektive und die angenommenen  Zielsetzungen definiert, von denen aus die Beurteilung vorgenommen wird. Dabei wurde beispielhaft jeweils die Perspektive der Kulturinstitution eingenommen. Dies ermöglicht zum einen eine bessere Nachvollziehbarkeit und Vergleichbarkeit. Zum anderen erscheint die institutionelle Perspektive zum gegenwärtigen Zeitpunkt besonders geeignet, da zahlreiche Kulturinstitutionen in Bezug auf Vermittlung Aufbauarbeit leisten und sich die Frage nach der Bewertung von Kulturvermittlung stellen.

Auch bei diesem Versuch gilt: «Da Qualität kein wertfreier, sondern ein relationaler Begriff ist, wird er erst im Wechselspiel verschiedener Einflüsse und Rahmenbedingungen inhaltlich fassbar» ( Fuchs 2010;  BKJ 2010).