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5.0 Intro

Wenn es um Kulturvermittlung geht, kreisen kultur- und bildungspolitische Debatten viel um die Frage, wie sich Projekte der Kulturvermittlung auf diejenigen auswirken, die an ihnen teilnehmen: auf die Adressat_innen. Es besteht der Eindruck, als sei die Förderung und Verwirklichung von Kulturvermittlung an die richtige Beantwortung dieser Frage geknüpft. So scheint es sich auch ein grösserer Teil der  Forschung zur Kulturvermittlung bislang zur Aufgabe zu machen, von Seiten der jeweiligen Entscheider_innen als positiv definierte Wirkungen auf die Adressierten zu belegen. In dieser Publikation wird dagegen nicht aktiv mit dem Begriff der Wirkung gearbeitet (mögliche Ausnahme: die Texte zum Perspektivwechsel, die von anderen Autor_innen geschrieben wurden). Dies liegt daran, dass die Autorinnen nicht davon ausgehen, dass ein direkter Wirkungszusammenhang zwischen Kulturvermittlung und Nutzer_innen unwiderlegbar nachzuweisen wäre.Die Faktoren, die bei einer Haltungsänderung oder einem Wissenszuwachs, sprich bei einer Lernerfahrung wirksam sind, lassen sich letztendlich nicht ausreichend klar isolieren. Daher betrachtet diese Publikation in «6. Warum (keine) Vermittlung?» die in der öffentlichen Debatte als Wirkung behaupteten Effekte als Legitimationen für Kulturvermittlung. Auch erachten die Autorinnen die bislang fast ausschliessliche Konzentration auf die durch Kulturvermittlung erreichten Veränderungen bei Teilnehmenden als problematisch, weil diesen dadurch die Position von «zu Verbessernden» zugeteilt wird. Die Autorinnen vertreten demgegenüber die Ansicht, dass die Wirkungen von Kulturvermittlung zunächst einmal in Bezug auf diejenigen zu untersuchen sind, welche sie in aller Regel initiieren, betreiben oder in Auftrag geben – auf die Kulturinstitutionen selbst sowie auf die mit der Förderung und Realisierung von Kulturvermittlung darüber hinaus befassten Organisationen und Behörden.

Daher werden in diesem Kapitel unter der Frage «Wie wirkt Kulturvermittlung?» fünf Funktionen aufgeführt, welche Kulturvermittlung für diese Einrichtungen erfüllen kann.

Diese Funktionen sind weder im Sinne verschiedener Entwicklungsstufen hierarchisch noch historisch-chronologisch zu denken. In der Vermittlungspraxis sind meistens mehrere von ihnen gleichzeitig am Werk. Am Ende jeder Funktionsbeschreibung folgt eine kurze Problematisierung.