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2.0 Intro

Die Frage, an wen sich Angebote der Kulturvermittlung eigentlich jeweils richten, ist zentral für deren Begründung, Planung, Ankündigung und Durchführung. Doch darüber hinaus haben Fragen der Adressierung auch Konsequenzen für das institutionelle Selbstverständnis und die Personalstruktur. Bietet eine Kunstinstitution ausschliesslich Vorträge, Filmreihen und Symposien für Fachleute an, wird die Vermittlungsabteilung (falls sie überhaupt existiert) möglicherweise mit anderen Berufsprofilen besetzt sein, als wenn sich das Programm vornehmlich an Kinder und Schulklassen richtet. Genauso werden die Angebote unterschiedlich beworben und begründet werden: Im einen Fall wird eher mit der Weiterentwicklung des Fachdiskurses argumentiert, im anderen möglicherweise mit der Heranbildung des  Publikums von Morgen.

Dieses Kapitel bietet eine kurze Einführung in das Konzept der Zielgruppe, ein in den meisten Institutionen verwendetes Werkzeug bei der Adressierung von Publika. Es führt Konsequenzen und Kritiken des Denkens in Zielgruppen vor Augen und macht Vorschläge für zusätzliche, darüber hinausweisende Ansätze. Der Vertiefungstext widmet sich problematischen und gleichzeitig häufig auftauchenden Zuschreibungen an Adressat_innen, wie zum Beispiel «Benachteiligung», «Kulturferne» oder «Migration». Er zeigt die Ambivalenz auf, dass Adressierungen immer mit  Zuschreibungen verbunden sind, gleichzeitig aber ohne Adressierungen nur schwer eine Einladung ausgesprochen werden kann. Schliesslich eröffnet er Perspektiven für einen konstruktiven Umgang mit dieser Widersprüchlichkeit.