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7.4 Ehrenamt in der Kulturvermittlung

Im Jahr 2010 engagierten sich in der Schweiz laut dem  Bundesamt für Statistik etwa 33% der Bevölkerung ehrenamtlich. Dabei stehen Kultureinrichtungen mit knapp 10% des freiwilligen Engagements an zweiter Stelle, gleich nach dem Sport. Laut Bundesamt für Statistik haben die in Kulturinstitutionen ehrenamtlich Tätigen in der Regel höhere Bildungsabschlüsse und ein entsprechendes Einkommen. Sie sind in dieser Hinsicht deutlich weniger durchmischt als in anderen Bereichen wie Sport oder Soziales. Dies liegt daran, dass Freiwillige einen Gewinn unter anderem in der öffentlichen Anerkennung und der Pflege ihrer Netzwerke sehen. Solche sozialen und symbolischen Mehrwerte können im Kulturbereich vor allem von denjenigen – wenigen – erzeugt und genutzt werden, die gelernt haben, die Künste überhaupt in dieser Weise wahrzunehmen. Demgegenüber ist die Anerkennung zum Beispiel von Sport als gesellschaftlich wertvolles Gut stärker schichtübergreifend vertreten.

In Kulturinstitutionen führen Ehrenamtliche – abgesehen von kleinen, selbstorganisierten Einrichtungen, die komplett unentgeltlich betrieben werden – vor allem operativ unterstützende Arbeiten aus und sind organisatorisch aktiv. Ihre Tätigkeiten sind im unteren Bereich der Funktionshierarchie angesiedelt und betreffen selten die Entscheidungsebene. Dagegen finden sich in der Vermittlung viele freiwillig Arbeitende, auch wenn sie nicht über die entsprechenden Qualifikationen verfügen, zum Beispiel im Bereich der Museumsführungen. Der Einsatz von Ehrenamtlichen in der Kulturvermittlung birgt daher das Risiko, diesen Arbeitsbereich, gegenläufig zu seiner aktuellen Ausdifferenzierung, zu entprofessionalisieren und symbolisch mit anderen nicht-inhaltlichen Dienstleistungen und Hilfsarbeiten auf eine Stufe zu stellen. In der 2008 vom Deutschen Museumsbund herausgegebenen Broschüre «Bürgerschaftliches Engagement im Museum» wird betont, dass das Ehrenamt hauptamtlich beschäftigte Mitarbeiter_innen nicht ersetzen darf. Vielmehr sollen ehrenamtlich Mitarbeitende « […] die Museumsarbeit unterstützen, die Arbeit der hauptberuflich Beschäftigten komplettieren und neue Impulse in das Museum tragen» ( Deutscher Museumsbund 2008). Letzterem steht entgegen, dass es in den Institutionen selten Organisationsstrukturen gibt, durch welche Erfahrungen und Ideen der ehrenamtlich Tätigen systematisch einbezogen werden und dort im Sinne von Erneuerung und Veränderung wirksam würden. Der Schweizer Verband für Freiwilligenarbeit  BENEVOL), hat im Jahr 2010 Standards für die Arbeit mit Freiwilligen veröffentlicht, die auch für kulturelle Einrichtungen Leitlinien darstellen.