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Für Eilige
8.5 Kriterien für eine vornehmlich reproduktive Kulturvermittlung
Wichtigste Zielsetzungen für die Vermittlung in der Kulturinstitution:
- Die Institution will sich als eine Einrichtung profilieren, die wertvolles Kulturgut öffentlich zugänglich macht.
- Sie will Zugänge zu diesen Gütern für eine breite Öffentlichkeit eröffnen.
- Sie möchte ihr Publikum qualitativ und quantitativ erweitern, insbesondere im Hinblick auf das «Publikum von morgen».
- Die bestehenden Inhalte und Vorgehensweisen sollen dabei nicht grundsätzlich verändert werden.
Struktur
Institutionelle Rahmenbedingungen in Bezug auf Infrastruktur, Organisation und Personal, finanzielle und materielle Ressourcen:
- Das Personal für die Vermittlung verfügt über die für das Angebot benötigte inhaltliche, pädagogische und ggf. auch künstlerische Ausgewiesenheit (zertifiziert und/oder nachweislich erfahrungsbasiert).
- Die Bezahlung für die Vermittlung ist angemessen, sie richtet sich zumindest nach den veröffentlichten Tarifen. Bezahlt werden auch die Vor- und Nachbereitung eines Angebots.
- Es existiert ein angemessenes Budget für die in dem jeweiligen Angebot benötigten Materialien, technisches Equipment und Werkzeuge. Stellt sich die angestrebte Publikumserweiterung ein, sind Ressourcen eingeplant, um die neuen Interessen beantworten zu können.
- Es existiert ein Budget für die reproduktive Vermittlung unterstützende Massnahmen wie Publikumsforschung.
- Die räumlichen Voraussetzungen sind für das Vermittlungsangebot unterstützend (z.B. Arbeitsräume, die ggf. auch verschmutzt werden können, Lagerräume für Zwischenergebnisse, Arbeitsplätze, Sitzgelegenheiten etc.).
- Die Organisation, Koordination und Kommunikation der Angebote liegt in der Hand von Personal mit der dafür benötigten Expertise.
- Für die Planung und die Nachbereitung des Angebots steht ausreichend Zeit zur Verfügung.
- Der Informationsfluss zwischen den Abteilungen der Institution ist gewährleistet. Die Vermittlung hat bereits in der Konzeptions- und Planungsphase Einblick in die zu vermittelnde Produktion und Mitsprachemöglichkeiten in Bezug auf vermittlungsrelevante Aspekte der Produktion (z.B. Programmheft, Beschilderung, Zugänglichkeit von Objekten).
- Die Struktur bietet Möglichkeiten zur Prozessreflexion mit allen Beteiligten und damit zur Weiterentwicklung des Vermittlungsangebots als festem Bestandteil der Institution.
Prozess
Pädagogische, fachliche, organisatorische und ggf. künstlerische Qualität der Konzeption und Durchführung:
- Der organisatorische Ablauf des Angebots gestaltet sich transparent und einfach für die Teilnehmenden.
- Das Konzept der Vermittlung bietet einen schlüssigen Rahmen, um sich mit einem Publikum ohne Fachwissen auf einfallsreiche und mit dem Gegenstand korrespondierende Weise über die zu vermittelnden Inhalte auseinanderzusetzen.
- Die Sprache der Vermittlung ist reich an unterschiedlichen Registern sowie an Transparenz und Offenheit, so dass für ein heterogenes Publikum Anknüpfungsmöglichkeiten bestehen. Sie vermeidet dabei das Imitieren vorangenommener Sprachstile (z.B. «Jugendsprache»). Sie ist anregend und ggf. auch unterhaltsam, aber nicht banalisierend: sie verzichtet z.B. auf das Bedienen unterstellter Assoziationen und Vorlieben («diese Musik passt gut zu einem Geburtstagsfest»; «bestimmt haben Sie Lust, uns ihr Lieblingsbild zu zeigen»).
- Der Inhalt der Vermittlung besteht aus einem Mix aus Wissen und Können, das die Vermittlungsperson einbringt, sowie aus den Perspektiven der Teilnehmenden. Das Projekt ist inhaltlich so strukturiert, dass es auf unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen den Einstieg ermöglicht und einen spannungsreichen Wechsel zwischen bereits Gekonntem und neuen Anforderungen erlebbar macht.
- Der Auftritt der Vermittlung besteht aus einem Mix aus Moderation und Anleitung und ermöglicht den Beteiligten das Finden eigener Zugänge. Er ist geprägt vom aktiven Interesse, das Wissen und Können der Teilnehmenden abzuholen und für die Vermittlungssituation produktiv zu nutzen.
Ergebnis
Resultate und Effekte in Relation zur Zielformulierung:
- Die Arbeitszufriedenheit der Vermittlungsperson ist hoch.
- Von Teilnehmenden eingebrachte Anregungen werden für die Entwicklung weiterer Formate genutzt.
- Die Zufriedenheit über die Zusammenarbeit von Organisation, Koordination, Produktion und Vermittlung ist bei allen Beteiligten in der Institution hoch; die Zusammenarbeit wird auf dieser Basis fortgesetzt.
- Die Zufriedenheit des Publikums mit dem Vermittlungsangebot ist hoch; ähnliche Angebote werden von einem Teil erneut, aber auch von jeweils neuen, teils unerwarteten Gästen wahrgenommen.
- Die quantitative Nutzung der Institution entspricht den Zielvorstellungen und ist tendenziell steigend. Neues Publikum besucht die Institution.
- Die Dokumentation des Projekts kann für die Weiterentwicklung und Bewerbung des Angebots eingesetzt werden.
- Das Angebot trägt wahrnehmbar zur Stärkung des bisherigen Profils der Institution in der Öffentlichkeit bei. Es wird von der Institution aktiv zu dieser Profilierung verwendet.