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7.3 (Schweizer) Ausbildungsmöglichkeiten und Berufsverbände der Kulturvermittlung

 Teaching Artist,  Trans,  Ausstellen und Vermitteln,  médiatrice et médiateur culturel,  Kuverum,  Musikvermittlung,  Bilden – Künste – Gesellschaft,  Vermittlung der Künste,  Kulturelle Medienbildung: Dies sind einige der zahlreichen Aus- und Weiterbildungen in der ausserschulischen Kulturvermittlung, die in den letzten Jahren von Schweizer Hochschulen entwickelt wurden. Ihre heterogenen Profile decken vornehmlich die Vermittlung im Ausstellungswesen, in den visuellen Künsten sowie in Musik und Theater ab. Bislang gibt es in der Schweiz kein ausschliesslich der Literaturvermittlung gewidmetes Curriculum – sie taucht jedoch als Studieninhalt auf, wie zum Beispiel im zweisprachigen Bachelor  Literarisches Schreiben der Fachhochschule Bern. Ausbildungen im Bereich Tanzvermittlung und Tanzpädagogik finden sich im benachbarten Ausland (z.B.  Tanzpädagogik an der Folkwang Hochschule Essen; der  Anton Bruckner Privatuniversität Linz;  Tanzvermittlung an der Hochschule für Musik und Tanz Köln. Eine der etabliertesten Ausbildungen im Bereich  Community Dance bietet das Trinity Laban Conservatoire of Music and Dance in London. In Frankreich bietet unter anderem das  Centre Nationale de la Danse Pantin in Paris Weiterbildungen in der Tanzvermittlung an).

Die neu entstehenden, spezialisierten Ausbildungsgänge sind ein Hinweis auf die zunehmende Ausdifferenzierung des Arbeitsfeldes Kulturvermittlung. Ein weiterer ist die verstärkte Sichtbarkeit von beruflicher Interessensvertretung. Im Ausstellungswesen, der Musik-, Theater- und Tanzvermittlung setzen sich  Verbände und andere Organisationen für die Verbesserungen von Arbeitsbedingungen ein, diskutieren über Qualitätskriterien, organisieren Tagungen, bieten Weiterbildungen, Informationsdienste (wie Hinweise auf Veranstaltungen, Publikationen oder Stellenangebote) und Vernetzungsmöglichkeiten an.

Sowohl der bunte Strauss an neuen Ausbildungsmöglichkeiten als auch die sich verstärkende Vertretung von Interessen des Berufsfeldes sind prinzipiell zu begrüssen. Gleichzeitig soll hier nicht unerwähnt bleiben, dass mit diesem Prozess auch eine Institutionalisierung verbunden ist: Kulturvermittlung wandelt sich von einem ehemals wenig definierten, offenen Experimentierfeld zu einem zunehmend disziplinierten Bereich, in dem es divergente, mitunter auch widerstreitende Interessen und Bündnisse und vor allem unterschiedlich verteilte Macht-, Geld- und Prestigeressourcen gibt. Hochschulen, Kultur- und Förderinstitutionen nutzen Kulturvermittlung und das Wissen, das sie hervorbringt, zu ihrer jeweiligen Legitimation und Profilierung; Verbände schützen zuvorderst ihre eigenen Interessen, die nicht automatisch mit denjenigen der Vermittlung übereinstimmen. Daher sind Institutionen und Körperschaften nicht zwangsläufig und in jeder Situation dazu prädestiniert, neue und interessante Entwicklungen im Arbeitsfeld zu befördern. Diese finden nicht selten an den Rändern des Feldes statt. In einer Phase der Etablierung und Institutionalisierung aufmerksam und durchlässig für Akteur_innen und Entwicklungen jenseits des Mainstreams zu bleiben, ist eine Herausforderung für jeden Bereich – so auch für die Kulturvermittlung.