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4.6 Lehr- und Lernkonzept: Instruktionistisch

Das Theater einer mittelgrossen Schweizer Stadt verfügt über ein eigenes Sinfonieorchester. Um den international bekannten Schweizer Komponisten Arthur Honegger zu würdigen, bietet der Winterspielplan eine Reihe von Konzerten mit Vorführungen von Filmen, zu denen Honegger die Musik geschrieben hat. Der Eröffnungsabend wird von einem Vortrag der Intendantin eingeleitet, die über die Filmmusik Honeggers promoviert hat. Entsprechend ist ihr Vortrag dicht gefüllt mit Fakten und Details aus dem Leben des Komponisten und zu den besonderen Merkmalen seines musikalischen Zugangs zum bewegten Bild.

Würden die Besucher_innen der Veranstaltung gefragt, gäben wohl die wenigsten von ihnen an, sie seien gekommen, um etwas zu lernen. Auch die Intendantin könnte es vielleicht nicht mit ihrem Selbstverständnis vereinbaren, dass sie jemanden mit ihrem Vortrag etwas beibringen will. Dennoch ist anzunehmen, dass sie sich wünscht, das Wissen über Arthur Honegger unter den Gästen zu verbreiten und zu erweitern. Ebenso ereignet sich wahrscheinlich bei den meisten, die dem Vortrag zuhören, eine Lernsituation. Weder Lehren noch Lernen sind zwingend intentional, das heisst bewusst und beabsichtigt.

In dem hier beschriebenen (fiktiven) Beispiel kommt dabei zunächst ein instruktionistisch informiertes Konzept von Lehren und Lernen zum Tragen. Bei diesem wird davon ausgegangen, dass Lernen rezeptiv, also passiv aufnehmend geschieht. Es erfolgt linear-systematisch, in aufeinander aufbauenden Schritten, die der Perspektive des Lehrenden gehorchen. Lerninhalte werden als in sich geschlossene Wissenscluster (oder Teile davon) verstanden, über die Expert_innen verfügen, die sie für die Lernenden aufbereiten und an sie weitergeben.