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4.1 Beteiligungsgrad: Rezeptiv

«Um einen Einblick in die Arbeit eines professionellen Orchesters zu gewinnen, bietet das Sinfonieorchester ‹Musikunterricht live!› an. Auf Wunsch wird im Vorfeld Informationsmaterial zum Programm bereitgestellt, darüber hinaus kann ein Orchestermusiker die Schulklasse besuchen und von sich und seinem Beruf erzählen. Dann darf die Generalprobe in der Tonhalle besucht werden, und davor gibt es noch eine altersgerechte Werkeinführung.» So kündigt das  Sinfonieorchester St. Gallen ein Angebot für Schulklassen mit Jugendlichen ab dreizehn Jahren an.

Die darin enthaltenen Teilschritte zur Einführung in die klassische Konzertmusik sind vielfältig, der Beteiligungsgrad der Gruppe ist dabei fast durchgehend rezeptiv: Jemand stellt den Beruf vor, eine Generalprobe findet statt, ein_e Konzertpädagog_in tritt auf und erzählt etwas über die Hintergründe des geprobten Stückes. Die Jugendlichen hören die meiste Zeit zu – beziehungsweise wird von ihnen erwartet, dass sie zuhören. Potentiell besteht die Möglichkeit, Fragen zu stellen, manchmal ergibt sich eine Diskussion. In solchen Momenten verändert sich der Beteiligungsgrad in Richtung Interaktion.

Vermittlungsformate mit vorwiegend rezeptivem Beteiligungsgrad in den anderen Sparten sind die Ausstellungsführung (insbesondere mit Audioguide), die Lesung, das Regiegespräch und das Bereitstellen von schriftlichen Informationen auf Handzetteln, Wandtexten, in Begleitheften, Katalogen sowie Text-, Bild- und Audioinformationen zum Abruf im Internet. Der rezeptive Beteiligungsgrad spielt in fast jedem Vermittlungsformat eine Rolle, da er alle Sequenzen betrifft, in denen etwas mitgeteilt und vom Gegenüber zuhörend und/oder lesend aufgenommen wird. Rezeption ist nicht mit Passivität gleichzusetzen, sondern eine Tätigkeit: Durch das Aufnehmen und Interpretieren von Informationen wird aktiv Bedeutung hergestellt.