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3.6 Vermittlung von künstlerischen Verfahren in sozialen, pädagogischen und aktivistischen Kontexten

Die Vermittlung von künstlerischen Verfahren findet sich in pädagogischen, therapeutischen und sozialen Berufen sowie in der Erwachsenenbildung. Techniken der Visualisierung, des szenischen Spiels, des Tanzes, des kreativen Schreibens oder der akustisch-musikalischen Bearbeitung werden für die Gestaltung von Lernprozessen, zum Herausarbeiten und Darstellen von Konflikten und Problemstellungen, zur Selbstartikulation, zum gemeinsamen Bearbeiten einer Thematik und für die Kommunikation nach aussen eingesetzt.

Auch in Zusammenhängen des sozialen und politischen Aktivismus spielen künstlerische Verfahren eine Rolle. Hier stehen sie unter den Vorzeichen von  Selbstermächtigung,  Selbstrepräsentation sowie der  Intervention in öffentliche Debatten. Die analytische Auseinandersetzung mit Bildern und Texten, nicht selten anhand von Beispielen aus der Geschichte und Gegenwart der künstlerischen Sparten, dient dabei der Ausbildung einer  kritischen Lesefähigkeit. Sie bildet die Grundlage für die Herstellung eigener, anderer Bilder und Texte, die sich von den Darstellungen der Mainstreammedien und der im öffentlichen Raum überall präsenten Werbung unterscheiden: die Gestaltung von Plakaten und Flyern, die Entwicklung von theatralen und musikalischen Performances, zum Beispiel im Rahmen von Demonstrationen, bei Interventionen in den öffentlichen Raum und in bestehende Bilder (vergleiche die Veränderung kommerzieller Werbung durch  Culture Jamming, oder performative Formen der Meinungsäusserung wie  Radical Cheerleading).

In all den genannten Feldern finden Kooperationen mit Künstler_innen statt. An dieser Stelle werden ein weiteres Mal Zusammenhänge und Überschneidungen von Kunstproduktion und Kulturvermittlung deutlich. Ähnlich wie bei der Vermittlung künstlerischer Verfahren in Unternehmen wird auch diese Schnittstelle kontrovers diskutiert. Zur Debatte stehen auch hier die Spannung zwischen Wirkungsversprechen und künstlerischer Autonomie, die Rolle von Künstler_innen und von Kunst innerhalb politischer und sozialer Zusammenhänge oder auch die Instrumentalisierung der in diesen Zusammenhängen entwickelten Formen durch das Kunstfeld.