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3.2 Vermittlung von künstlerischen Techniken

Das Erlernen eines Instruments oder des Gesangs im Einzel- oder Gruppenunterricht stellt gegenwärtig noch die häufigste Form der Musikvermittlung dar. In allen grösseren Städten der Schweiz gibt es Musikschulen oder Konservatorien, aber auch zahlreiche private Einzelanbieter_innen.

Ähnlich verhält es sich beim Tanz – deutlich häufiger als die Vermittlung von Produktionen und Werken finden sich Unterrichtsangebote von privaten Tanzschulen, in denen die unterschiedlichsten Tanzstile, quer durch die Epochen und Genres, bis zu einem semi-professionellen Niveau erlernt werden können. Der grosse Teil der Angebote bezieht sich dabei auf den Gesellschaftstanz, also auf Formen, die nicht primär für die Bühne gedacht sind.

Ebenso finden sich private Schulen für Schauspiel sowie Schulen mit spartenübergreifenden Angeboten. Einige von ihnen bieten Vorbereitungen für die Aufnahme an staatlichen Hochschulen im Sinne einer Vorbildung an.

Die Anzahl der privaten Unterrichtsangebote im Bereich der visuellen Künste ist geringer. Sie konzentrieren sich mehrheitlich auf die Vermittlung analoger Mal- und Zeichentechniken, doch auch digitale oder dokumentarische Medien wie Film oder Fotografie sowie interdisziplinäre Angebote finden sich in den Programmen. Noch seltener sind Angebote der Technikvermittlung im Bereich der Literatur. Meist handelt es sich hier um private Anbieter_innen für «Kreatives Schreiben».

Abgesehen von den staatlich anerkannten Ausbildungsstätten wie etwa den Konservatorien handelt es sich um heterogene Angebote auf einem freien Markt. Der Professionalitätsgrad der Anbietenden variiert dementsprechend. In manchen Bereichen existieren Verbände für selbständig Unterrichtende und Schulen, die sich sowohl die Qualitätssicherung als auch die Promotion zur Aufgabe machen. Hier stechen wiederum die Musikschulen hervor, die in der ganzen Schweiz existieren und eine Schnittstelle zum formalen Bildungsbereich – sowohl in die Schule als auch in die Hochschule – darstellen.

Die Vermittlung der künstlerischen Techniken kommt bei den meisten Anbietenden ohne oder mit wenig Bezug zur Geschichte und vor allem zur Gegenwart der Künste aus. Auch wenn solche Inhalte beispielsweise bei einem Tanzkurs kaum im Vordergrund stehen würden, so bedeutet ihr völliges Wegfallen bei der Vermittlung künstlerischer Techniken dennoch eine Art versteckten Lehrplan, im Sinne eines implizit mitvermittelten, häufig traditionellen Kunstverständnisses. Als «versteckt» wird dieser hier benannt, wenn die Vermittlung keinen Verweis darauf enthält, dass es sich um jeweils eine Perspektive unter vielen möglichen handelt, mit der inhaltliche Schwerpunktsetzungen und Ausschlüsse verbunden sind. Es ist im Grunde nicht möglich, ein Instrument, eine Schauspiel- oder eine Maltechnik zu erlernen, ohne wenigstens nebenbei auch Wissen über Musik oder bildende Kunst als Praxisfeld zu erwerben – nur bleibt dieses Wissen in solchen Fällen implizit und wird nicht reflektiert.